Mit der Dorfmeisterschaft, die der SuS Rünthe jährlich veranstaltet, rückt der Sportplatz am Schacht III in den Mittelpunkt des Freizeitgeschehens. Die Anlage wird mit viel Herzblut in Schuss gehalten und ist ein sportliches Aushängeschild für Rünthe. Tatsächlich kann der Platz bald sein 100-jähriges Bestehen feiern. Im Mai 1926 fiel im damaligen Gemeinderat von Rünthe die Entscheidung für den Bau der Sportstätte. Weil die Altgemeinde über keine eigene Fläche an einem geeigneten Standort verfügte, erfolgte ein Grundstückstausch mit der Zeche Werne. So wurde der Sportplatz am Zechenweg in direkter Nachbarschaft zum Schacht III angelegt. Die erforderlichen Planierarbeiten führte das Rünther Bauunternehmen von Benedikt Piontek durch. Seine Familie führte später auch die Gaststätte an der damaligen Schulstraße 54.
Im Jahre 1927 gründete sich dann der Arbeiter-Turnverein (ATV) „Vorwärts Rünthe“, der den Freizeitsport im Ort auf ein neues Fundament stellen sollte. Zwar wurde schon ab 1908 Fußball gespielt, doch dem eigens dafür gegründeten Verein „Blau-Weiß Rünthe“ mangelte es an einer entsprechenden Anlage und wohl auch an Rückhalt bei der Obrigkeit. Der Legende nach traf man sich notgedrungen zum Pöhlen auf einem Acker des Bauern Schulze-Elberg. Schließlich war das Deutsche Reich eine Nation der Turner, der Fußball steckte noch in den Kinderschuhen, wurde mit viel Argwohn betrachtet und galt als „Proleten-Sport“, der vor allem die Jugend begeisterte. Den Schwung der jungen Leute nahm der ATV bei seiner Gründung auf und bot neben dem Fußball auch das klassische Turnen, Wandern und den Kanu-Sport an. Neben dem sozialdemokratisch geprägten ATV „Vorwärts Rünthe“, gab es ab 1930 auch eine Arbeitersportgruppe der im Ort stark vertretenen Kommunisten, die sich „Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit“ nannte, im Volksmund kurz „Rot-Sport“.
Am 29. Mai 1927 wurde der Sportplatz am Schacht III mit zwei Freundschaftsspielen gegen die erste und zweite Mannschaft des Freien Sportvereins (FSV) Münster, ebenfalls ein Arbeiter-Sportverein, eingeweiht. Zwischen den Spielen fand ein großer Festumzug durch die Gemeinde statt. Schon damals ließen sich die Rünther begeistern. Die sozialdemokratische Tageszeitung „Volkswille“ berichtete in ihrer Ausgabe am 2. Juni: „Den zahlreich erschienenen Zuschauern wurde ein spannender und technisch auf hoher Stufe stehender Kampf geboten, der dem Arbeiter-Fußballsport manchen neuen Anhänger zugeführt haben dürfte.“
Schon sechs Jahre später zogen für den ATV dunkle Wolken auf. Als Arbeiter-Turnverein, der aus der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands hervorgegangen war, musste man nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten mit einem Verbot rechnen, das man durch einen Trick zu umgehen versuchte: Der Verein benannte
sich einfach in „Spielvereinigung Rünthe“ um. Tatsächlich blieben die Fußballer danach unbehelligt. Anders erging es den Mitgliedern von „Rot-Sport“, die schon bald nach der Machtergreifung
drangsaliert oder verhaftet wurden.
Nach Krieg und Diktatur wurden die Karten im Lokalsport neu gemischt. Sollte zunächst der ATV in Rünthe wieder aufleben, entschied man sich dann für eine „unpolitische“ Variante, die zu keiner Partei eine Nähe aufweisen durfte. Aus der Spielvereinigung wurde der SuS Rünthe. Auch die Kanusportler und die Turner gründeten ihren jeweils eigenen Verein.
Ob der SuS in drei Jahren das 100-jährige Bestehen der Anlage am Schacht III feiern wird, steht in den Sternen. Es gäbe Grund genug, die sportliche Begegnung von 1927 anlässlich des Jubiläums mit einer Mannschaft aus Münster zu wiederholen. Damals verlor Rünthe 0:2 und 0:1. Das ruft auch 100 Jahre später nach einer Revanche!